Aus dem Pfarrbrief 1/2002 vom 4. März 2002


Worte der Seelsorger Altarbild Nachruf auf Barbara Fastenzeit? Ach ja, Frühlingsentschlackung! Gott, wir brauchen dich nicht mehr! Brauchen wir dich nicht mehr?

Worte der Seelsorger

Liebe Leserinnen und Leser!

Wir befinden uns mitten in der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit. Diese Zeit ist für einen Christen von besondere Bedeutung, da uns Gott mit seiner Gnade entgegenkommt und auf unsere Bereitschaft der Zuwendung zu ihm wartet. Es bedarf unserer Entscheidung für Gott, für Christus, für unseren Nächsten, für die Kirche!

Werden Sie einmal am Tag für fünf Minuten ganz still, denken sie an nichts - wenn Sie wollen, beten Sie.

Fasten heißt nicht unbedingt Hungern! Die Hälfte schaffen Sie leichter: die Hälfte rauchen, die Hälfte trinken, die Hälfte schlecht über andere reden, die Hälfte für den Alltagsluxus ausgeben! Wozu Christus uns in dieser Zeit einlädt, ist in der Präfation zur Fastenzeit ausgedrückt: "Du schenkst deinen Gläubigen die Gnade, das Osterfest in der Freude des Heiligen Geistes zu erwarten. Du mahnst uns in dieser Zeit zu Gebet und Werken der Liebe. Du rufst uns zur Feier der Geheimnisse, die in uns die Gnade der Kindschaft erneuern."
"Vielstimmig" kann das JA zur Kirche in dieser Zeit sein. Jedes Kreuzchen bei der Pfarrgemeinderatswahl ist ein JA - ich stehe auch dahinter, dass meine Pfarre lebendig ist und wächst, JA - ich freue mich, dass in meiner Pfarre etwas passiert. JA - lasst den Mut nicht sinken! Wir haben die Wahl, uns herauszuhalten, oder JA zu sagen.

Wir wünschen Ihnen Augen, die in der Schuld bis zur Vergebung sehen können, im Tod bis zum Leben, in den Wunden bis zur Herrlichkeit, die im Menschen bis zu Gott zu sehen vermögen.

Segensreiche Kar- und Ostertage wünschen Ihnen Ihre Seelsorger

P. Paulus, P. Christoph

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Altarbild

Altarbild

Unsere Kirche hat einen sehr schönen, in restauriertem Glanz erstrahlenden, neugotischen Flügelaltar. In der Fastenzeit zeigt er eine deutlich andere Ansicht als im übrigen Jahr: die Bildtafeln werden eingeklappt und an Stelle der vier Reliefbilder kommen zwei gemalte Tafelbilder zum Vorschein. Sie wurden 1897 von Ludwig Haase in Linz gemalt: "Jesus am Ölberg" und "die Geisselung". Unser Tipp: jetzt ansehen und einmal fünf Minuten Stille in der Kirche genießen.

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Nachruf auf Barbara

Barbara Dieberger

Es war fast wie bei der letzten Erntedankprozession, bei der sie in der Reihe unserer Ministranten ging: so viele Menschen waren gekommen, um Barbara Dieberger zu ihrer letzten Ruhestätte zu geleiten. Den Sarg trugen Freunde der Familie, und es war für niemand eine Schande, die Trauer und Ergriffenheit auch zu zeigen.

Barbara war eine unserer "großen" Ministrantinnen und von besonderem Eifer. Die Familie lebt und arbeitet die Woche über in Wien, und hat zum Wochenende regelmäßig ihre Heimat in Hainfeld. Die Anreise richtete sich oft nach der Ministrantenstunde, die die beiden Schwestern Barbara und Anna nicht versäumen wollten. Freundinnen warteten schon, denn Barbara war eine echte Kameradin, deren Schalk ansteckte, die nicht nur bei jedem Schabernack dabei war, sondern ihn auch manchmal ausheckte und anführte. Es war ja fast wie ein letzter Scherz, dass just während des Requiems eine vorzeitig aus dem Winterschlaf geschreckte Fledermaus unübersehbar durch die Kirche segelte und sich ausgerechnet bei ihrer besten Freundin versteckte. Wie gut, dass da das Lächeln die Tränen überdecken durfte.

Barbara war ein liebes Mädchen und eine souveräne Ministrantin, besonders wenn sie das Weihrauchfass schwenkte.

Durch einen ganz tragischen Schiunfall wurdest du, liebe Barbara, jäh aus deinem jungen Leben gerissen. Gott, dem du am Altar so oft gedient hast und nahe warst, hat dich heimgeholt. Wir trauern um dich, wir danken dir für deinen Dienst, und Gott, dass wir dich haben durften! Sei glücklich in Seiner Nähe!

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Fastenzeit? Ach ja, Frühlingsentschlackung!

In diesen Wochen sind die Journale, Zeitungsbeilagen und Postwurfsendungen voll von Tipps, wie man den Winterspeck, die durch Weihnachts- und Silvesterfeiern und sowieso allzu üppiges Leben hinaufgefutterten Kilos wieder wegbringen kann. Saftkuren, Diätpläne, Fastendrinks, Bewegungsratschläge - sie scheinen das Rezept zu sein, um sich wieder neu und jung zu fühlen.

Es ist ja keine Erfindung unserer Zeit, das Fasten nach dem Fasching. Und alle wissen, dass es irgendwie einmal mit Kirche und Glauben zu tun hatte. Hat es das heute auch noch?

Baum Zunächst braucht`s in jedem Falle die Erkenntnis, dass etwas zu tun ist. Meist weist der Gürtel oder plötzlich "eingegangene" Kleidungsstücke ( "ist das wirklich meines?") auf die Veränderung hin, der entgegenzuhalten ist. Wer sich aufrafft und sein körperliches Entschlackungsprogramm durchsteht, wird immer noch festgestellt haben, dass er sich insgesamt besser fühlt:
wie Jesus 40 Tage "in die Wüste gehen", Mangel erfahren, Verzicht leisten, freiwillig und durch sich selbst kontrolliert.
Nur wer den Mangel kennt, kann die Fülle genießen.

Für Christen sollte nicht allein das körperliche Fasten im Vordergrund stehen: neben Gewicht sollten wir auch anderen Ballast abwerfen. Natürlich ist es schon schwer genug, auf Süßes, auf Kaffee, Alkohol und Zigaretten zu verzichten, das hilft oft sichtbar gegen Kilos. Aber es gibt auch ein anderes Fasten, sich zu beschränken in anderen Dingen: zum Beispiel die Fernsehsucht einzuschränken, die eigene Zunge im Zaum zu halten, Eigenheiten anderer zu ertragen versuchen, Hilfsdienste ohne Aufforderung anbieten, unangenehme Besuche endlich machen, die Not anderer sehen und sich spendenfreudiger zeigen. Das sind zugegebenermaßen "Übungen" der Selbstbeschränkung. Doch wenn sie gelingen, wird man befriedigt über sich selbst lächeln. Es wird mehr Freundlichkeit geben, mehr Anerkennung und weniger Streit. Und wenn es einem dann noch dazu gelingt, in dieser Fastenzeit mit Gott besonderen Frieden zu machen (siehe Beichtzeiten), ja dann steht frohen Ostern nichts mehr im Wege!

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Gott, wir brauchen dich nicht mehr! Brauchen wir dich nicht mehr?

Da kam ein Pfarrer an das Himmelstor und begehrte selbstbewusst Einlass. "Warte!" hieß es. Als er so da stand, kam ein Busfahrer. Auch er klopfte an, trug sein Anliegen vor und es hieß: "Komm herein!" Da wurde der Pfarrer ärgerlich und beschwerte sich lautstark. "Ich habe Gott immer treu gedient, ja ihm mein Leben geweiht, jeden Sonntag die Messe gefeiert und mich um seine Schäfchen gekümmert. I c h muss warten. Und d e r d a kommt, und man lässt ihn gleich hinein. Das ist wohl nicht gerecht!" "Oh ja, das ist wohl gerecht," tönt es ihm entgegen, "denn wenn du am Sonntag auf der Kanzel standest und deine Predigt hieltest, da haben die Leute geschlafen, wenn hingegen er am Lenkrad saß, da haben alle gebetet!"

Sind das nicht auch wir, die sich wohlig im Lehnstuhl räkeln, den Herrgott einen guten Mann sein lassen, oder wenn wir schon am Sonntag in der Kirche sitzen, dann auch bei der Predigt geistesabwesend dahindösen? Aber wenn wir Angst haben, Sorgen sich auftun, eine böse Krankheit sich zeigt, geht da nicht auch unser inneres Ohr auf, hören wir nicht da in uns hinein und warten vielleicht auf den Zuspruch Gottes, verstehen da nicht plötzlich auch wir um Hilfe zu bitten, und schreien ihm zu, dass wir uns alleingelassen fühlen? Jedes gute Verhältnis bedarf der dauernden Pflege. Freundschaften, die nicht durch öfteres Zusammensein, durch Besuche, heutzutage durch e-mails, die nicht durch gelegentliche Aufmerksamkeiten gepflegt werden, kühlen sich leicht ab. Ist die Freundschaft zu Gott heute für uns nichts mehr wert, ist sie nur etwas wert, wenn uns das Wasser bis zu den Nasenlöchern steht?

Ich frage mich, warum die Bänke in mancher Sonntagsmesse oft so locker besetzt sind.

Ist es, weil wir Ruhe und Innerlichkeit für uns selbst nicht mehr brauchen? Bestimmt nicht, wir brauchen sie in dieser hektischen Zeit viel mehr, aber kann man sich das eingestehen? Und so verzichten wir auf viele gute Gedanken, auf Kraft, die Er für uns bereit hält. Oder weil uns die Freizeitgestaltung so stark in Anspruch nimmt, wo wir uns doch die ganze Woche schinden müssen? Das lasse ich zwar teilweise gelten, aber: die Woche hat 168 Stunden, und da kommt es gerade auf diese eine an? Es gibt auch eine Samstag-Abendmesse, und oft wäre es leicht drin, am Ausflugsweg eine Messe einzuplanen.

Oder ist es, weil uns die Predigt nicht anspricht, der Gottesdienst zu wenig bietet (im Vergleich zu anderen "Events"), einem auch die knappe Stunde zu lang wird? Zu letzterem hilft es vielleicht, bei passender Gelegenheit drauf hin zu weisen, oder gar praktikable Vorschläge zu machen. Es wär auch toll, sich überhaupt ein wenig aus dem Schneckenhaus zu wagen und mitzutun? Vielleicht ist es auch gar nicht umsonst, zu versuchen, im Gottesdienst einfach den Kontakt mit Ihm zu suchen, unsere reichlichen Probleme auf den Tisch zu legen und zu sagen: Da schau her, so geht`s mir, nicht besonders, und da möchte ich heraus. Hilf mir einen Weg zu finden! Vielleicht ist es auch manchmal notwendig, Nachsicht zu üben und zu akzeptieren, dass nicht alle Priester als Rhetorikkünstler geboren wurden.

Zurück zur Überschrift: Die begonnene Fastenzeit wird in einen Frühling münden. Da werden sich auch kleine und unscheinbare Blümchen durch die harte Kruste pressen und ihr Blütengesicht der Sonne zuwenden. Wäre es nicht einen Versuch wert, unsere eigene Kruste zu durchbrechen und unser Gesicht Gott hinzuhalten, ein Versuch eines neuen Anfangs, uns ihm wieder zu nähern. Nicht nur, wenn wir "down" sind, es uns schlecht geht, nicht nur in Zeiten von Angst und Trauer, nicht nur, wenn wir den Weg nicht sehen, vielleicht jetzt aber gerade deswegen - Er steht doch immer über uns, auch wenn wir wegschauen, und ist bereit, die Hand zu reichen.

Gott, ich brauche dich! Sollte ich nicht also doch m e i n e n Sonntagsgottesdienst wieder aufleben lassen, einfach hingehn und mitfeiern?!
Gedanken eines einfachen Christen


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4. März 2002

 
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